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Kathrin Leiter

Die Tradition des Räucherns

Beim Räuchern lässt man aromatische Substanzen (Kräuter, Harze, Rinde) über einer Wärmequelle langsam verglühen. Die Duftstoffe steigen mit dem Rauch auf und verteilen sich im Raum. Der Rauch wirkt sowohl auf körperlicher als auch seelisch/geistiger Ebene.

Räuchern ist ein kraftvolles Ritual. Jedes Räucherwerk hat eine bestimmte Wirkung, die sich aus den verwendeten Pflanzen und der Absicht ergibt, mit der geräuchert wird. Wir können mit dem Rauch der Kräuter und Harze eine bestimmte Atmosphäre erzeugen, segnen, orakeln, reinigen, entspannen, schützen, böse Gedanken oder Geister vertreiben, oder sogar einen heiligen Raum schaffen.

Vom Ursprung des Räucherns


Das alte Brauchtum des Räucherns - schon lange Teil unserer Kultur - ist vielfach in Vergessenheit geraten. Wenn wir das Räuchern nun wieder aufgreifen, dann knüpfen wir an alte Traditionen an. Man nimmt an, dass sich das Räuchern bereits mit der Fähigkeit der Menschen, Feuer zu machen, entwickelt hat. Dabei wurden duftende Kräuter ins Feuer gegeben. Spuren findet man schon in der Steinzeit, wo Beifuß – die heilige Pflanze der Nordhalbkugel – in alten Gräbern als Beigabe gefunden wurde.

In Asien ist Weihrauch seit Tausenden von Jahren ein begehrtes Räucherharz. Durch den Handel mit Weihrauch entstand im 2. Jhdt. v. Chr. die 3000 km lange Weihrauchstraße, die Europa mit Asien verband. In Indien gehört das Räuchern nach wie vor zum Alltag, meist werden dafür Räucherstäbchen verwendet. In China und Japan gibt es ebenfalls eine lange Tradition von Räucherzeremonien.

Traditionelle Stammeskulturen räuchern, um die Ahnen anzurufen, um Glück und Wohlstand anzuziehen, böse Geister zu vertreiben. Schamanen und Heiler nutzen verräucherte Substanzen, um sich in Trance zu versetzen und in andere Welten zu reisen.

Auch die Reisen der Toten wurden von Räucherwerk begleitet. In Ägypten fand man in den Pyramiden Gefäße mit duftenden Inhaltsstoffen, die aus fernen Ländern stammten. Die Stoffe waren so wertvoll, dass sie mit Gold aufgewogen wurden und damit nur wohlhabenden Menschen vorbehalten waren. In der griechischen und römischen Antike wurde besonders verschwenderisch mit Weihrauch und Myrrhe geräuchert, vor allem bei Festen zu Ehren der Götter.

Das Räuchern bei wichtigen Zeremonien hat das Christentum übernommen, wo in der Kirche und bei Prozessionen mit Weihrauch geräuchert wird. Das Wort „Weihrauch“ leitet sich ab von weihen und geht zurück auf das althochdeutsche Wort „wihrouch“, das „heiliger Rauch" bedeutet. Am häufigsten wird in der orthodoxen Kirche geräuchert.

Räucherrituale waren in den heidnischen Kulturen stark verwurzelt und haben in alten Bräuchen bis in die heutige Zeit überlebt, bzw. leben gerade wieder auf. Man räucherte zu Übergangszeiten des Jahres – der Sommer- und Wintersonnenwende, zu den Tag-und-Nacht-Gleichen und zu Mondfesten. Zum Hausgebrauch wurden Haus, Hof und Stall geräuchert, um Schädlinge oder böse Geister zu vertreiben. Krankenzimmer wurden mit Rauch desinfiziert, Nahrungsmittel haltbar gemacht.


Warum wird geräuchert?


Wenn Kräuter, Hölzer oder Harze in Verbindung mit dem Feuer ihre Kraft entfalten, dann wirkt das auf den ganzen Menschen – auf seinen Körper, die Seele, und auf die Umgebung. Der Rauch verbindet die sichtbare mit der unsichtbaren Welt, das Diesseits mit dem Jenseits, das Materielle mit dem Geistigen. Wir kommen in Verbindung mit der spirituellen Welt und dem Feinstofflichen.

Jedes Räucherwerk hat eine bestimmte Wirkung, die sich aus den verwendeten Pflanzen und der Absicht ergibt, mit der geräuchert wird. Wir können mit dem Rauch der Kräuter und Harze eine bestimmte Atmosphäre erzeugen, uns reinigen, heilen, entspannen, schützen, böse Gedanken oder Geister vertreiben, einen heiligen Raum schaffen, segnen…

Der aufsteigende Rauch unterstützt die Meditation, indem er die Umgebung klärt und auch unsere Gedanken zur Ruhe kommen lässt. Ein Räucherritual kann man nie in Hektik durchführen, es beruhigt sofort.

In früheren Zeiten, als man den Naturgewalten ausgeliefert war, nutzte man Pflanzen in Verbindung mit Feuer, um sich vor dem Wetter zu schützen oder es zu beeinflussen. Wetterpflanzen wie z.B. die Königskerze, Johanniskraut, Rainfarn oder Beifuß sollten die Atmosphäre entspannen und vor Blitzschlag schützen. Wenn Unwetter aufzogen, wurden die Kräuter auf die glühende Kohle in die Räucherpfanne gegeben und dann ging man betend um das Anwesen herum und rief die Himmelsmächte an. Das Räuchern war ein Bestandteil des sogenannten Wettersegens, denn die Menschen waren von ihrer Ernte abhängig. Und so versuchte man sich mit magischen Ritualen davor zu schützen, dass der Hagel ihre Ernte vernichtet.


Wie räuchert man?


Bei einigen Räucherritualen ist der Rauch Teil des Ablaufes und unterstützt die Absicht. Räuchert man mit Kohle, entwickeln die Räucherstoffe einen starken Duft, es entsteht viel Rauch, sie verbrennen aber auch schnell. Man nutzt dazu eine spezielle Räucherkohle, die nach dem Anzünden von selbst durchglüht. Sobald sich eine weiße Ascheschicht auf der Oberfläche bildet, kann mit dem Räuchern begonnen werden. Räuchersand bildet eine gute Unterlage zwischen Kohle und Gefäß und verhindert, dass die Hitze das Gefäß beschädigt. Damit die Pflanzen nicht zu schnell verbrennen, kann man auf die Kohle eine Schicht Sand oder Asche aufstreuen, die die Hitze mindert. Mit einem Stäbchen werden die verbrannten Teile weggeschoben und neues Räucherwerk nachgelegt.

Das Räuchern auf einem Stövchen oder Sieb mit einem Teelicht als Wärmequelle ist die sanftere Art zu räuchern. Die Kräuter verbrennen nicht so schnell, aber die Rauchentwicklung ist auch nicht sehr intensiv. Über den Abstand kann man beeinflussen, wie schnell die Kräuter verbrennen. Sie werden wie beim Räuchern mit Kohle nach einiger Zeit an den Rand geschoben, entfernt und bei Bedarf frische Kräuter nachgelegt.

Beim Räuchern mit Räucherbündeln kennt man vor allem den weißen Salbei oder Beifuß. Das Bündel wird an der Spitze angezündet und glimmt dann einige Zeit von selbst. Man benötigt keine aufwändige Vorbereitung, keine Räucherkohle und kann das Bündel ganz praktisch für unterwegs mitnehmen. Wenn man es auslöschen möchte, steckt man es einfach kopfüber in Erde oder Sand, oder taucht es kurz in Wasser. Nach dem Trocknen ist es wieder einsatzbereit. Aus heimischen Kräutern gebundene Bündel mit verschiedenen duftenden Zutaten sind eine schöne Alternative zum weißen Salbei. Sie können ganz einfach selbst hergestellt werden, indem man die gesammelten Kräuter kurz antrocknen lässt, dann fest mit natürlichem Garn umwickelt und noch einige Zeit weitertrocknen lässt. Man kann seine Lieblingskräuter nach Herzenslust kombinieren. Das Bündel sollte wegen des Funkenflugs eher nur im Freien verwendet werden.


Die Wahl des richtigen Räuchermittels


Was ist das Ziel für meine Räucherung? Was will ich damit bewirken? Der Anlass der Räucherung bestimmt die Auswahl der Pflanzen. Es gibt eine unglaubliche Anzahl von Pflanzen, die sich zum Räuchern eignen. Mit der Zeit findet man seine Lieblingsmischungen. Es ist eine wunderbare Erfahrung, sich auf Entdeckungsreise zu machen und die Kräuter kennenzulernen, die vor der Haustüre wachsen. Am wirksamsten sind jene Kräuter, zu denen du bereits eine Beziehung aufgebaut hast, oder die dich „rufen“. Das kann in der Natur sein, im eigenen Garten, oder auch eine getrocknete Pflanze, die sich bemerkbar macht.

Viele Pflanzen, die bei uns wachsen, eignen sich zum Räuchern. Nicht jede Pflanze ist wohlriechend, wenn sie verglimmt. Es geht mehr um die Wirkung und die Kraft der Pflanze. Wichtig ist, dass man die Pflanze einwandfrei bestimmen kann und um ihre Wirkung weiß. Beifuß, Rosmarin oder Wermut sollten z.B. bei Schwangeren nicht verwendet werden.

Die Kräuter werden an einem sonnigen Tag gesammelt und gebündelt zum Trocknen aufgehängt. Sobald sie trocken sind, kommen sie in ein Glas oder Papiersäckchen und werden beschriftet mit dem Namen der Pflanze und Datum der Ernte. Zum Räuchern zerkleinert man die Kräuter erst kurz vor der Verwendung, damit die Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Die Beziehung zur Pflanze, die man durch das Sammeln aufbaut, unterstützt die Wirkung beim Räucherritual.


Die wichtigsten heimischen Räucherpflanzen

  • Der Beifuß ist eine alte Kultpflanze und das wichtigstes Räucherkraut. Er ist universell einsetzbar, denn er hat ein großes Wirkungsspektrum. Er wirkt sowohl reinigend als auch schützend, unterstützt Veränderung, fördert das Loslassen und den Neubeginn, wirkt abends entspannend.

  • Der Dost (oder wilder Oregano) vertreibt negative Energien aus dem Geist und dem Haus. Er schützt vor emotionalen Angriffen.

  • Das Eisenkraut hilft gegen Angst und Unsicherheit, es motiviert, wenn man arbeitsunlustig und erschöpft ist. Es unterstützt Schutz und Abwehr und macht diplomatisch.

  • Das Fichtenharz wirkt erfrischend für Körper und Geist, fördert Klarheit. Es bringt Räumen Frische und neuen Schwung. Alte Wunden werden aufgezeigt, damit sie heilen können.

  • Das Johanniskraut steht für Licht und Sonne, es durchlichtet die Seele, schenkt Schutz gegen böse Geister und dunkle Mächte.

  • Die Kamille schenkt Schutz, Kraft und Geborgenheit, beruhigt das Gemüt bei Aggression und macht uns sanft. Sie wirkt harmonisierend und behütend, wenn uns äußere Einflüsse nahe gehen.

  • Die Königskerze ist eine alte Zauberpflanze, sie wirkt als Wetterpflanze gegen Gewitter, gegen böse Geister, unterstützt die energetische Reinigung von Räumen, und entspannt die Atmosphäre (bei Streit).

  • Die Mistel erdet und löst Spannungen. Sie baut eine Brücke zwischen den Welten, schenkt uns Kraft, Mut und hilft, uns an Träume zu erinnern. Sie segnet, macht innere Schätze sichtbar, schützt vor zu vielen Einflüssen und fördert Visionen.

  • Die Rose bringt Hingabe, Harmonie, Vergebung und öffnet das Herz. Sie eignet sich gut für Liebesräucherungen.

  • Der Gartensalbei löst und reinigt alte Energien. Er wirkt zentrierend, abgrenzend, fördert Konzentration und Selbstschutz.

  • Die Schafgarbe ist vielseitig einsetzbar. Sie wird zum Orakeln verwendet, fördert Wahrträume, die Intuition und visionäres Denken. Sie unterstützt uns dabei, unsere Kreativität zu leben.

  • Der Wacholder ist einer der ältesten Räucherstoffe. Er wirkt reinigend, schützend und man nimmt ihn zur Vertreibung von negativen Energien und Geistern. Er öffnet das Portal für die Ahnenarbeit, und vermittelt in der Verbindung zu Mutter Erde.

  • Der Wermut unterstützt in Phasen der Veränderung und des Loslassens. Er schenkt Optimismus bei Vorhaben, die eher schlechte Chancen haben.

  • Der Ysop ist eine Gewürzpflanze. Er hilft dabei, uns zu fokussieren und bei der Sache zu bleiben und ist eine starke Schutz- und Reinigungspflanze, die auch segnend wirkt. Er unterstützt die Einsicht.

Das Räuchern als Ritual


Für Räucherrituale sollte man sich Zeit nehmen und sie zelebrieren. Zwei Dinge sind dabei - wie bei jedem Ritual - wichtig: die Absicht, die die Richtung angibt und die Kraft der Pflanze. Die Glut des Feuers löst den Geist der Pflanze von der Materie und in dieser Form kann sich der Pflanzengeist verbreiten und seine Kraft entfalten und uns bei der Umsetzung unserer Absicht unterstützen.

Das Räuchern wirkt vor allem auf der emotionalen und der geistigen Ebene. Mit der Kraft des Rauches können Verunreinigungen aus der Aura entfernt werden, bevor sie sich auf der körperlichen Ebene zeigen. Auch Wohnungen, Häuser und Orte können mithilfe eines Räucherrituals geklärt werden. Im Gedächtnis des Ortes bleiben alle Ereignisse gespeichert und wirken sich bei entsprechender Resonanz auf die Bewohner aus. Ein Räucherritual mit entsprechenden Pflanzen kann reinigen, klären, segnen und schützen.

Besonders zu den Rauhnächten wurde – und wird – gerne geräuchert. Das alte Jahr ist beinahe vorbei, das neue hat noch nicht begonnen und die Schleier in die anderen Welten sind zu dieser Zeit besonders dünn. Das nutzt man, um Haus und Hof zu reinigen und zu schützen, für das kommende Jahr zu orakeln, oder einfach um ein besonderes Anliegen zu unterstützen.


Kathrin Leiter - Schamanische Heilweisen, Geomantie www.kathrinleiter.com

Meine Ausbildungen in Plant Spirit Medicine, Geomantie, Radiästhesie sowie Schamanismus öffneten mir eine Welt jenseits des Sichtbaren und ließen mich Antworten auf vieles finden, was ich schon lange fühlte und wahrnahm. Durch die Erinnerung an die Verbindung mit Mutter Erde, die großen Kräfte der Natur und das Netz des Lebens entdeckte ich die Kraft meiner Seele und lernte, ihrer großen Weisheit zu vertrauen.

Ich finde Erfüllung in der achtsamen Begleitung von Menschen mit wirkungsvollen Ritualen und schamanischen Aufstellungen zur Erforschung, Heilung und Stärkung der Seele.


TIPP:

The Natural Magic - Räucher- und Kräuterwerk www.thenaturalmagic.com

Die hochwertigen Räuchermischungen entstehen aus einer tiefen Verbundenheit mit Mutter Erde, gesammelt an heilen, unberührten Orten. Sie können dich auf deinem Weg kraftvoll begleiten und unterstützen.





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